Manfred Stolpe und Regine Hildebrandt

Trauer um Manfred Stolpe

Im Einsatz für andere Menschen ist er vor der Wende als Mann der Kirche schwierige Wege gegangen, als Ministerpräsident des neuen Landes Brandenburg war es in den Nachwendejahren auch nicht einfach. Meine Mutter war mit ihm nicht immer einer Meinung, aber sie haben sich gut verstanden und wunderbar ergänzt. Foto: 1997 im Landtag, Simone Römhold.

Die SPD bleibt stärkste Kraft

Das haben wir auch vielen WählerInnen zu verdanken, die Brandenburg gegen rechts absichern wollten. Danke.
Die Zahlen sind jedoch kein Grund zum Jubeln.
Das errungene Direktmandat ist für mich eine ganz besondere Aufgabe. Ich habe in den letzten Monaten mit so vielen engagierten und auch frustrierten Menschen gesprochen – stellvertretend für sie möchte ich im Landtag mitwirken. Schade, dass viele andere gute KandidatInnen (über Parteigrenzen hinweg) nicht dabei sein werden.
Jetzt hängen wir erstmal die Plakate wieder ab.

70 Jahre Grundgesetz

Ich gehöre zu dem Sechstel der Deutschen, für die das Grundgesetz erst seit 29 Jahren gilt und habe in der DDR erlebt, was es bedeutet, wenn freie Meinungsäußerung verwehrt wird. Umso glücklicher bin ich jetzt über dieses Recht, das in Deutschland allen zusteht – auch bis an die Grenzen des Erträglichen (»Das wird man ja wohl noch sagen dürfen…«). Ja, die Meinungsfreiheit ist manchmal schwer zu ertragen, aber der verantwortungsbewusste Umgang mit Wort, Schrift und Bild eine ständige und wunderbare Herausforderung.

Frühkindliche Bildung

Kitaqualität im Fokus!

Auf den Anfang kommt es an. Das wissen alle. Und trotzdem sind wir noch meilenweit von einem wirklich guten Betreuungsschlüssel in Kitas entfernt. Das ist in den 36 Kindertageseinrichtungen im Wahlkreis ein großes Thema. Auch bei Qualifikation und Bezahlung der PädagogInnen in Kitas ist Luft nach oben. Das können wir uns im Jahr 2019 einfach nicht mehr leisten!

Die Qualität der Kindertagesbetreuung darf außerdem nicht vom Wohnort eines Kindes im Land abhängen. Die Rechtsansprüche der Kinder müssen in Brandenburg gleichwertig umgesetzt werden. Deshalb ist es wichtig, dass es einen landesweiten Qualitätsrahmen für Kindertagesbetreuung gibt, der in allen Orten Brandenburgs Gültigkeit hat.

Populisten stoppen!

Keine Chance den Populisten!

Demagogen vor allem von rechten Parteien und Gruppierungen geben vor, auf schwierige Fragestellungen einfache Antworten parat zu haben. Doch was zu schön klingt um wahr zu sein, ist auch in aller Regel falsch.

Viele von uns haben schon jetzt mit ihren Alltagssorgen zu kämpfen. Dabei haben wir mit der deutschen Einheit bereits einen gesellschaftlichen Umbruch erlebt, der vielen Menschen alle verfügbaren Kräfte abverlangt hat, um sich teilweise vollkommen neu zu orientieren – oft auch mehrfach. Nicht wenige haben diese Herausforderung nicht gemeistert und fühlen sich von der Politik allein gelassen. Gleichzeitig werden Ängste befeuert, die vom Kern der bevorstehenden Herausforderungen komplett ablenken. Statt die Weichen zu stellen für eine lebenswerte Zukunft aller, die gemeinsam mit uns in unserem Land leben, werden Neid und Missgunst geschürt, einfache Feinbilder bedient und die Bevölkerung gespalten.

Unser gemeinsames Ziel muss es doch sein, Wege aufzuzeigen, wie wir alle zusammen eine Gesellschaft bauen, in der sich jede und jeder angenommen fühlen darf. Der Nutzen des einen darf nicht zum Schaden des anderen sein, sondern der Wohlstand soll allen zugute kommen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Absicherung derer, die aus eigener Kraft nicht auf die Beine kommen, sondern um echte Teilhabe. Prekäre Arbeitsverhältnisse gehören genauso abgeschafft wie die Situation von Vollzeitarbeitenden, die noch aufstocken müssen. Der Wert eines Menschen darf sich nicht länger am Einkommen, dem Bankkonto oder dem exklusiven Arbeitsplatz bemessen, sondern an dem Engagement für die Gesellschaft und die Mitmenschen.

Ostquote?

Zu wenig Ostdeutsche in Spitzenpositionen

Gut, dass der Osten nun mehr ins öffentliche bundesdeutsche Bewusstsein rückt – denn auch knapp 30 Jahre nach der Wende herrscht noch immer ein starkes strukturelles Missverhältnis bei Löhnen, Renten und Spitzenämtern!

Die Zahlen sind wirklich ernüchternd. Die Ostdeutschen bilden 17 Prozent der Bevölkerung – besetzen aber in Verwaltung, Justiz, Militär, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien nur 1,7 Prozent der Spitzenpositionen. Hier könnte man viele Zahlen nennen. Ganz aktuell zum Beispiel im heutigen Tagesspiegel-Artikel, dass keine einzige deutsche Universität von einer in Ostdeutschland geborenen Person geleitet wird. Dass nach 1989 zu einer von den meisten Ostdeutschen gewünschten schnellen Wiedervereinigung viele mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem vertraute Experten in Wirtschaft, Verwaltung usw. gebraucht wurden, steht außer Frage.

Natürlich hätten aber nach und nach vorhandene Strukturen und (politisch nicht belastete) Eliten systematisch unterstützt und aufgebaut werden müssen. Das hat auch damit zu tun, dass ein Sechstel aller Bundesdeutschen durch ein anderes Schul-, Wirtschafts- und Sozialsystem geprägt ist. Nicht repräsentiert zu sein, führt zu Frustration.

Es müssen nun Instrumente geschaffen werden, um der Unterrepräsentanz Ostdeutscher in Spitzenämtern entgegenzuwirken. Gut, dass die Brandenburger SPD jetzt endlich eine Kommission dafür eingesetzt hat! Sich dafür stark zu machen, spaltet nicht, sondern sorgt für ein gleichberechtigtes Miteinander.

Quelle: Tagesspiegel vom 07.02.2019, 15:24 Uhr

https://www.tagesspiegel.de/wissen/unileitungen-in-deutschland-typischer-uni-chef-mann-59-aus-dem-westen/23961526.html