Zu wenig Ostdeutsche in Spitzenpositionen
Gut, dass der Osten nun mehr ins öffentliche bundesdeutsche Bewusstsein rückt – denn auch knapp 30 Jahre nach der Wende herrscht noch immer ein starkes strukturelles Missverhältnis bei Löhnen, Renten und Spitzenämtern!
Die Zahlen sind wirklich ernüchternd. Die Ostdeutschen bilden 17 Prozent der Bevölkerung – besetzen aber in Verwaltung, Justiz, Militär, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien nur 1,7 Prozent der Spitzenpositionen. Hier könnte man viele Zahlen nennen. Ganz aktuell zum Beispiel im heutigen Tagesspiegel-Artikel, dass keine einzige deutsche Universität von einer in Ostdeutschland geborenen Person geleitet wird. Dass nach 1989 zu einer von den meisten Ostdeutschen gewünschten schnellen Wiedervereinigung viele mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem vertraute Experten in Wirtschaft, Verwaltung usw. gebraucht wurden, steht außer Frage.
Natürlich hätten aber nach und nach vorhandene Strukturen und (politisch nicht belastete) Eliten systematisch unterstützt und aufgebaut werden müssen. Das hat auch damit zu tun, dass ein Sechstel aller Bundesdeutschen durch ein anderes Schul-, Wirtschafts- und Sozialsystem geprägt ist. Nicht repräsentiert zu sein, führt zu Frustration.
Es müssen nun Instrumente geschaffen werden, um der Unterrepräsentanz Ostdeutscher in Spitzenämtern entgegenzuwirken. Gut, dass die Brandenburger SPD jetzt endlich eine Kommission dafür eingesetzt hat! Sich dafür stark zu machen, spaltet nicht, sondern sorgt für ein gleichberechtigtes Miteinander.
Quelle: Tagesspiegel vom 07.02.2019, 15:24 Uhr